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AK 2010 Teil I oder "Eine Lektion in Demut" Abenteuer Kultur, Demut, Teppichmesser, theater

Autor:  Hauskater
Heute war es endlich wieder soweit, AK ging in die zweite Runde. Für alle die meinen Blog letztes Jahr noch nicht verfolgt haben (und die auch uninteressante, persönliche Einträge lesen) findet sich hier eine kurze Erklärung.

Nach dem kleineren Debakel mit den Künstlern letztes Jahr war ich natürlich gespannt, was mich heute mit neuen Künstlern erwarten würde.
Enttäuscht wurde ich mal wieder nicht. Es ging gleich stark in die Praxis und ins Philosophische.
Jeder von uns sollte sich zwanzig Fragen überlegen, die ihn wirklich beschäftigen, ruhig auch verrückte Dinge. Danach sollte man sich mehrere Fragen heraussuchen und aus diesen Fragen eine Szene basteln und vorführen.
Jeder der hier mitliest sollte mittlerweile gemerkt haben, dass ich über ein (zu) gesundes Selbstbewußtsein verfüge. Außerdem trieb mich der Ehrgeiz an. schließlich hatte ich letzte Jahr eine wichtige Rolle und war ein Publikumsliebling. Entsprechend hoch waren meine Ansprüche.
Also bastelte ich eine Szene in der Mimik, Gestik und Fragen gut zusammen passten, der Auftritt und der Abgang auch entsprechend zugeschnitten. Mein Thema war philosophisch und es waren Fragen, die mir wirklich etwas bedeuteten, so abgehoben sie auch klangen. Eine Beschreibung des Ganzen packe ich nach ganz Unten, für Jene die dieser Kram interessiert.

Jedenfalls wurde mein Auftritt von Allen sehr gut aufgenommen, großes Geklatsche der Gruppe und Lob der Künstler (Zitat: "DAS war ja mal eine Szene, super!"). Danach sollte ich die Szene nochmal ohne Text vortragen, nur die Handlung, um zu zeigen, dass man das grundlegende Thema auch ohne den Text versteht. Ich natürlich stolz auf mich und darauf, dass ich meinen Ansprüchen entsprochen habe. Mal wieder viel zu hochmütig von mir, vor Allem, da ich mich ja an sich mehr in Bescheidenheit üben wollte.
Die Präsentationen der Anderen waren auch allesamt gut bis sehr gut. Dann kam Melanie, meine Mitazubine in der Filiale. Und sie zeigte mir, wie Eitel ich wirklcih bin, wie demütig ich sein sollte. Sie sagte lediglich drei Sätze, saß nur am Boden und zeichnete mit den Fingern ein Herz dazu. Ihre einfache Frage im Zentrum: "Warum musste meine Mutter so früh von mir gehen?" Die ganze Gruppe sprachlos, Tränen flossen, und zwar nicht nur bei Melanie (eine Freundin brauchte zehn Minuten um sich zu fangen). Eine geniale, ehrliche Szene in der sie so viel von sich zeigte. Aufwühlend, obwohl so einfach, rührend und schön trotz Trauer.
Man braucht keine großen Worten, große Gesten und Szenen um wirklich Gefühle auszulösen. Das Alles hat seine Daseinsberechtigung, aber es ist dennoch nicht wirklich wichtig. Ich bin nicht wichtig und meine egoistischen Ziele auch nicht. Was bringt mein philosophisches Getue, wenn eine ehrliche Träne so viel mehr Erkenntnis bringt?
Ich bekam am Ende zwar nochmal laut Applaus und einigen Lob, während an Melanie etwas Kritik geübt wurde (sie brauche in Zukunft mehr Selbstschutz, dürfe nicht in diesem Gefühl leben im Moment, sondern müsse es an und aus schalten können.), aber was zählt das denn schon? Ich war Teil des Innenlebens eines anderen Menschen, der so viel mehr zeigte, als ich. Ich bildete mir ein, mein Ich gut rüberzubringen mit meinen Fragen. Vielleicht tat ich das auch. Aber es gibt immer Jemanden der es besser kann. Und zwar mit einfacheren Mitteln. Und für diese Lektion bin ich unglaublich dankbar.
Mein Selbstbewußtsein ist natürlich nichts schlimmes, meine Überheblichkeit aber eben schon. Und die hat heute einen nötigen Dämpfer bekommen.

Mal sehen was die nächste Woche bringt, wie es weitergeht. Wir bekamen jedenfalls zwei Hausaufgaben:

1.) Einen Monolog, ein Gedicht doer ähnliches raussuchen, was uns bewegt hat.
2.) Ein Lied raussuchen, was uns entweder sehr bewegt hat, was uns einfach fröhlich oder einfach traurig macht.

Für das erste überlege ich noch, wahrscheinlich werde ich een Abwandlung von Kapitel 20 des Tao Te King wählen. Mir fällt nichts ein, was mir mehr zu denken gab (gerade nach dem heutigen Tag).
Für das Lied wiederum will ich mal die Erwartungen und etwas zeigen, was keiner von mir denken würde. Ich schwankte zwar zuerst "Wir werden" von Knorkator zu nehmen, aber irgendwie ist das zu vorhersehbar und kommt auf der Bühne erst beim Refrain an. Ich werde wohl einen meiner Ohrwürmer nehmne, entweder "New Shoes" oder "Lovecats", mal sehen. Und ebenfalls bin ich mir noch nicht sicher, ob ich die Versionen des jeweiligen Originalinterpreten nehme (Paolo Nutini, bzw. The Cure) oder ob ich die jeweilige Version von Lena nehme (ja, ich finde diese Versionen ebenfalls gut und nein, ich will darüber keine Diskussion hier und ich meine das auch so).
Vorschläge irgendwer oder Anregungen, sei es zu Lied oder Monolog/Gedicht?

Und nun für diejenigen die es wirklich interessiert noch die Szenenzusammenfassung.

Spoiler
Ich betrete die Bühne von rechts, nur ein Stuhl in der Mitte. Ich laufe durch den Raum, nachdenkend, hand am Kinn, konzentrierter Blick. Ich bleibe am Stuhl stehen, stütze mich auf, schüttele leicht den Kopf. Weiteres Grübeln, dann setze ich mich auf den Stuhl, schüttel nochmal den Kopf.
Text (leicht genervt): "Warum hinterfrage ich eigentlich immer Alles?"
Ein weiteres Kopfschütteln, dann ein Lachen. Ich stehe auf, Arme in brusthöhe, leicht nach oben zeigend.
Text (zwischen genervt und amüsiert): "Warum hinterfrage ich sogar das Hinterfragen?"
Ich gehe ein paar Schritte, lächle leicht.
Text (neugierig): "Warum wirft jeder Frage eigentlich tausend neue Fragen auf?"
Ich trete gegen Stuhl, atme schwer.
Text (wütend, schnaubend): "Wie kann ich diesen Kreis aus Fragen durchbrechen?"
Ich setze mich in den Schneidersitz, atme immer ruhiger und lasse den Rücken immer gerader werden. Meine Hände bilden des Mudra der Versenkung (Bild davon findet man bei Wikipedia im Eintrag zu Mudra).
Frage (ruhig): "Wie finde ich Erleuchtung?" (Ja, es klingt pathetisch, abgehoben und dumm, aber diese Frage beschäftigt mich nun einmal wirklich.)
Ich lasse mich mit ausgestreckten Armen nach hinten fallen.
Text (zweifelnd, leicht traurig): "Und wieviel Zeit bleibt mir dafür?"
Ich stehe auf und bleibe kniend sitzen wie vor einem König. Schüttele den Kopf. Dann stehe ich auf.
Text (fragend, verwirrt): "Und vor Allem: Will ich ewiges Leben oder ein endgültiges Ende? Beides macht mir Angst."
Mit hängenen Schultern gehe ich von der Bühne.

Fragen die mich wirklich tief beschäftigen. Aber dennoch zeigen sie nur einen so kleinen Teil. Mel dagegen zeigte mit einer Träne und einer Geste so viel mehr...