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Zerissenheit statt Einheit oder "Selbsthilfe einmal anders" Einheit, Kritik, Mojito, zerbrochener Spiegel

Autor:  Hauskater
Die WOhnung ist wzar nach wie vor noch nicht fertig, aber ich habe gerade Zeit und einige Gedanken die niedergeschrieben werden wollen. ErgO. Zeit für einen neuen Eintrag im alten Format:

Egal wo man hinschaut oder -hört, überall hört man das Gleiche: "Einheit ist wichtig!" "Zerissenheit ist der Untergang!", etc. Eigentlich witzig, wo doch unser westliches Denken so sehr auf dem Individualismus aufbaut. Und dennoch hört man überall, das man gemeinsam alles schaffen kann. Und ich kann es nicht mehr hören. Sprüche a la "Gemeinsam/wenn Alle mitmachen, dann können wir die Welt verändern", etc. Es ist quatsch. Nur irgendwie scheint niemand diese Dinge zu hinterfragen. Was hat die Menschheit je wirklich weiter gebracht? Konkurrenz, Wettbewerb, Ideen von einzelnen, visionären Menschen.
Sicherlich, diese Menschen waren selten Allein, sie hatten Leute um sich. Dennoch kam die Hauptleistung von ihnen.

Was soll an Zerissenheit also so falsch sein? Klar, wenn man zusammenarbeitet, dann geht vieles schneller. Aber auch nur wenn irgendjemand das überwacht und entsprechend die Aufgaben verteilt. Das ist ja schon das Problem an der Demokratie: Bevor wichtige Entscheidungen getroffen werden, wird erst einmal alles laaaange ausdiskutiert. Man bildet Ausschüße, Gremien, etc. Und da diskutiert man dann noch einmal. Bis dann doch mal etwas passiert vergeht erst einmal sehr viel ungenutzt Zeit. Und am Ende ist es doch wieder ein Einzelner, der Aufgaben verteilt und die Aufsicht führt.
Bevor ich nun kritisiert werde: Nein, ich bin nicht rechts orientiert. Dennoch sehe ich die Probleme der Demokratie. Darum wird sie im Alltag ja auch so selten genutzt. Oder ist die Schule demokratisch? Die Uni? Die Arbeitswelt?

Es gibt natürlich Dinge, wo Zusammenarbeit, Einheit und Co. wichtig sind. Aber nur wiel das für ebstimmte Bereiche geht, warum muss man das dann gleich auf alle Anderen übertragen? Auch im Fußball, dem Teamsport überhaupt für Viele, ist es schließlich der Mannschaftsführer/Spielmacher, mit dem die Mannschaft steht oder fällt.
Bestes Beispiel: Bücher zum Thema Selbsthilfe/bewußtes Leben/Spiritualität. Selbst hier ist immer die Rede von Körper, geist und Seele in Einklang bringen, seinen Schatten zu integrieren, persönliche Einheit zu erreichen, Herz und Geist in Einklang zu bringen. Warum? Wieso muss ich aus all dem ein Großes machen? Was ist falsch daran, verschiedene Ichs zu haben? In verschiedenen Situationen verschieden handeln zu können? Gerade diese Zerissenheit treibt uns doch an, bringt uns erst auf Ideen. Wir Menschen sind widersprüchliche, zerissene Wesen. Wieso sollten wir genau das Bekämpfen? Bringt es nicht mehr, das zu akzeptieren und ohne schlechtes Gewissen zu handeln?

Nun mag man mir vorwerfen, dass ich mir Selbst widerspreche. Stimmt, einer meiner letzten Einträge handelte davon, dass Gesamtbild zu sehen, die Einheit, statt die Teile. Aber genau das klappt nur, wenn man in der Zerissenheit lebt, ale Facetten des Ganzen sehen kann. Das was ihr hier seht ist Zerissenheit in der Praxis. Und es klappt wunderbar. Man kann durchaus an verschiedene Dinge glauben, die sich widerpsrechen. Ifrgendwie funktioniert es trotzdem. Weil diese Welt nicht streng logisch ist. Zumindest nicht auf unserer Ebene. Denn was hier als Widerspruch erscheint kann auf anderen Ebenen komplementär sein. Es kommt auf die Perspektive an, wie immer.

Selbst der Animexx ist nicht frei von der Einheitskrnakheit: Jeder hier versucht sich hervor zu tun in dem er sagt wie Besonders er ist, wie sehr er sich von der Masse abhebt. Aber er verschwindet trotzdem direkt wieder in der nächsten Masse. Er definiert sich als Goth, Emo, Schubladenloser, Animexxler, Zeichner, Autor. Und stellt sich dadurch direkt wieder in eine Reihe mit zig Anderen.

Ich bin für mehr Zerissenheit. Mehr Kontraste. Mehr Widersprüche. Dazu stehe ich. Lest was oben steht und sagt mir dann noch einmal: Was ist daran so falsch?

Schließen möchte ich mit einem tollen Zitat zum Thema Zerissenheit im Glauben. Es stammt aus dem genialen Buch "American Gods" von Neil Gaiman (ja, ich mache hier bewußt Werbung. Lest es!) und ist ein Monolog des Mädchens Sam auf die Frage hin, ob sie dem Protagonisten eine verrückte Geschichte glauben würde:

"Ich kann Dinge glauben, die wahr sind, und ich kann Dinge glauben, die nicht wahr sind, und ich kann auch Dinge glauben, wo niemand weiß, ob sie wahr sind oder nicht. Ich kann an den Weihnachtsmann glauben und an den Osterhasen und an Marilyn Monroe und die Beatles und Elvis und Mister Ed, das sprechende Pferd. Also- ich glaube, dass die Menschen vervollkommnungsfähig sind, dass das Wissen unbegrenzt ist, dass die Welt von geheimen Bankkartellen regiert und regelmäßig von Außerirdischen besucht wird, von netten, die wie runzlige Lemuren aussehen, und von bösen, die Rinder verstümmeln und es auf unser Wasser und unsere Frauen abgesehen haben. Ich glaube, dass die Zukunft der letzte Scheiß sein wird, und ich glaube, dass es in der Zukunft total geil abgeht, und ich glaube, dass eines Tages die Weiße Büffelfrau zurückkehren und allen in den Arsch treten wird. Ich glaube, dass alle Männer nichts weiter sind, als zu groß geratene Jungs mit einem ernsten Kommunikationsproblem und dass das Schwinden von gutem Sex hierzulande mit dem Verschwinden der Autokinos in einem Bundesstaat nach dem anderen zusammenfällt. Ich glaube, dass alle Politiker prinzipienlose Gauner sind, und ich glaube, dass sie trotzdem immer noch besser sind, als die Alternative. Ich glaube, dass Kalifornien im Meer versinken wird, wenn das große Erdbeben kommt, während Florida am Ende nur noch aus Wahnsinn, Alligatoren und Giftmüll bestehen wird. Ich glaube, dass antibakterielle Seife unsere Widerstandskraft gegen Schmutz und Krankheiten zerstört, sodass wir eines Tages alle von einer ganz gewöhnlichen Erkältung dahingerafft werden, so wie die Marsmenschen in Krieg der Welten. Ich glaube, dass die größten Dichter des letzten Jahrhunderts Edith Sitwelll und Don Marquis waren, dass Jade getrocknetes Drachensperma ist und dass ich in einem anderen Leben vor Tausenden von Jahren eine einarmige sibirische Schamanin war. Ich glaube, dass das Schicksal der Menschheit in den Sternen liegt. Ich glaube, dass die Süßigkeiten wirklich besser geschmeckt haben, als ich ein Kind war, dass Hummeln aus aerodynamischen Gründen unmöglich fliegen können, dass Licht sowohl eine Welle als auch ein Partikel ist, dass es irgendwo eine Katze in einer Kiste gibt, die lebendig und gleichzeitig tot ist (wenn man allerdings nicht irgendwann die Kiste öffnet, um sie zu füttern, werden es bald nur noch zwei verschiedene Arten von tot sein), und dass es Sterne im Universum gibt, die Milliarden von Jahren älter sind, als das Universum selbst. Ich glaube an einen persönlichen Gott: Sie sorgt sich um mich und überwacht alles, was ich tue. Ich glaube an einen unpersönlichen Gott: Sie hat das Universum in Gang gesetzt und ist dann abgehauen, um mit ihren Freundinnen abzuhängen, und sie weiß gar nicht, dass es mich gibt. Ich glaube an ein leeres und götterloses Universum aus Chaos, Hintergrundrauschen und reinem, blindem Glück. Ich glaube, dass jeder, der behauptet, Sex wäre eine überschätzte Sache, es einfach noch nie richtig gemacht hat. Ich glaube, dass jeder, der behauptet, er weiß, was Sache ist, auch bei den kleinen Dingen lügt. Ich glaube an unbedingte Ehrlichkeit und an Notlügen aus Vernunft. Ich glaube an das Recht der Frauen zur Eigenbestimmung und an das Recht der Babys zu leben, ich glaube, dass zwar alles menschliche Leben heilig, gegen die Todesstrafe aber dennoch nichts einzuwenden ist, sofern man dem Rechtssystem blind vertrauen kann, aber nur ein Vollidiot würde dem Rechtssystem vertrauen. Ich glaube, dass das Leben ein Spiel ist, dass das Leben ein grausamer Witz ist und dass das Leben das ist, was passiert, wenn man lebt, und dass man sich ruhig zurücklegen und es genießen sollte."

Was das meditieren über den zerbrochenen Spiegel alle sin Gang bringen kann...